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Affenpockenvirus: Informationen im Überblick

Aus der Praxis für die Praxis

Die Zahl der in Deutschland auftretenden Fälle von Affenpocken steigt weiter an. Worauf Praxen achten müssen.

Charakteristik der Erkrankung
Die bisher Betroffenen erkrankten in der Regel nicht schwer. Die Affenpockenviren werden vor allem bei engem Kontakt (insbesondere Haut/Schleimhautkontakt) von Mensch zu Mensch übertragen. Besonders ansteckend ist der Bläscheninhalt, sowie der Schorf der Hautveränderungen von infizierten Personen. Erfreulicherweise spielt nach bisherigen Erkenntnissen der Aerosolweg eine untergeordnete Rolle. Doch trotzdem sollten insbesondere ungeschützte Face-to-Face-Kontakte vermieden werden. Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 21 Tage.

Betroffen sind derzeit in Deutschland bisher nahezu ausschließlich Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben (MSM), was allerdings das zukünftige Auftreten in anderen Personengruppen nicht ausschließt. Die initialen Erkankungszeichen sind Abgeschlagenheit, Fieber-, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie häufig geschwollene Lymphknoten. Daraufhin entwickeln sich innerhalb weniger Tage stark juckende Hautveränderungen in simultan verschiedenen Stadien (Macula, Papel, Vesikel, Pustel), um dann letztendlich zu verkrusten und abzufallen. Neben den laut Literatur typischen Lokalisationen an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen wird gehäuft über Hautveränderungen berichtet, die anfänglich, auch ohne (!) Prodromi, lediglich im Urogenital-, Anal- und Mundhöhlenbereich nachweisbar sind. Differentialdiagnostisch ist eine Infektion mit Varizellen, Herpes simplex und sekundärer Syphilis abzugrenzen.

Diagnostik
Bereits bei Verdacht auf eine Affenpockeninfektion hat eine entsprechende Meldung an das zuständige Gesundheitsamt zu erfolgen. Der Virusnachweis erfolgt mittels PCR-Abstrichen aus den möglichst offenen Hautläsionen, Vesikelflüssigkeit oder Krustenmaterial, aber auch Rachenabstriche sollen möglich sein. Vor Probenentnahme und -abgabe ans Labor empfehlen wir die Kontaktaufnahme zu Ihrem Labor, um das passende Procedere inkl. der notwendigen Verpackungsform und Deklaration abzustimmen.

Therapie
Die betroffenen Patienten sollen sich in Isolation begeben, die für mindestens 21 Tage und bis zum Abfall der Hautverkrustungen einzuhalten ist.

Die Therapie dieser in der Regel ohne Komplikationen verlaufenden Erkrankung erfolgt rein symptomatisch. Sollten wider Erwarten Komplikationen eintreten, wird die Kontaktaufnahme mit der Infektionsambulanz des UKE (infektiologie-beratung@uke.de oder Tel-Nr. 0152 22 81 60 84 ) empfohlen. Stationäre Einweisungen sollten vorher angekündigt werden.

Impfung
Die STIKO hat für Kontaktpersonen eine postexpositionelle Schutzimpfung empfohlen, die bis 4 Tage nach Exposition einen Erkrankungsausbruch verhindern und bis 14 Tage danach einen milderen Verlauf bewirken kann. Aber auch Hochrisikogruppen werden in der Empfehlung zur Indikationsimpfung benannt.

Das BMG hat zwei Tranchen des betreffenden Impfstoffes mit 40.000 Einheiten und nachfolgend 200.000 Einheiten bestellt. Dieser Impfstoff wird über die Bundesländer nach einem speziellen Länderschlüssel verteilt.

Die Verteilung der Impfstoffe und Organisation der Impfung in Hamburg obliegt in dieser ersten Phase der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Unterzeichnung eines Vertrages von seiten der Sozialbehörde steht noch aus. Bis dahin gilt eine entsprechende Kostenzusage.

Wie auch in anderen Bundesländern wurde zunächst vereinbart, dass HIV-Schwerpunktpaxen die Verimpfung übernehmen. Diese haben inzwischen Zugriff auf die erste ausgelieferte Charge des vom Bund zugewiesenen Impfstoffes.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit Patienten, die die Indikation zur Impfung erfüllen, können sich an eine dieser Praxen wenden – wobei, angesichts der geringen Menge an derzeitig vorhandenen Impfstoff auf eine strenge Indikationstellung zu achten ist.

Ansprechpartner:
Abteilung Praxisberatung
Tel. 040 / 22802-571 und -572