7-8/2024 7-8/2024

Nachgefragt

Statements zur Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen

Lang ersehnt und dringend notwendig

Ich bin sehr froh, dass das Gesetz, was für Hamburg die lang ersehnte und dringend notwendige Entbudgetierung der Hausärzt:innenschaft enthält, jetzt endlich im parlamentarischen Verfahren ist.
Nun gilt es keine Zeit zu verlieren, um möglichst bald die Auszahlungsquote in Hamburg auf 100 Prozent zu heben, damit keine Praxis aus finanziellen Gründen schließen muss und wir unsere wichtigen Mitarbeiter:innen adäquat bezahlen können.
Leider ist der HZV-Bonus für die Patient:innen wieder gestrichen worden, ich hoffe, dass er im weiteren Verfahren den Weg wieder ins Gesetz findet, damit die von allen Parteien geforderte Patient:innensteuerung auch in der Realität unterstützt wird. Die Anhebung der Bagatellgrenze für Regresse begrüßen wir!
Die Einführung der Pauschalen werden wir kritisch begleiten, damit am Ende auch ein sinnvolles Ergebnis rauskommt. Dass ein Unsinn wie die Samstagssprechstunde gestrichen wurde, ist schon mal ein Anfang. Insgesamt ist es ein Schritt in die richtige Richtung, endlich bewegt sich etwas!

Kann erst der Anfang sein

Die Entbudgetierung ist seit Jahren angekündigt und bislang nicht sicher umgesetzt. Wir können erst sicher sein, wenn das Gesetz den Bundestag passiert hat. Eine weitere Verzögerung ist für die Hamburger Hausärzte unerträglich - denn auch wenn jetzt alles glatt läuft, startet die Entbudgetierung am 1. Januar 2025 oder 1. April 2025 und es dauert dann nochmal sieben Monate, bis das erste Geld der Entbudgetierung die Praxen erreicht.
Die hausärztliche Versorgung wird durch das GVSG nicht besser - sie wird nur nicht so schnell viel schlechter. Zahlreiche Schritte müssen in Zukunft unternommen werden, um die wohnortnahe hausärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten. Dazu gehört die Umsetzung vom Masterplan 2020 (modernisiertes Medizinstudium) genauso wie die Weiterentwicklung des EBM - das GVSG kann erst der Anfang sein.

Das allein wird nicht reichen

Die Entbudgetierung ist ein längst überfälliger Schritt. Die Budgets sind 30 Jahre alt und stammen aus Zeiten, in denen es eine „Ärzteschwemme“ gab. Davon kann keine Rede mehr sein, im Gegenteil: Ganze Landstriche unsere Republik leiden inzwischen unter einem sich verschärfenden Ärztemangel. Selbst in Hamburg wird es immer schwieriger, einen Hausarzt zu finden.
Klar ist auch: Die Entbudgetierung alleine wird nicht reichen, um das Ruder herumzureißen. Weitere Schritte müssen folgen, um die Praxen zu entlasten.
Überzogene Anforderungen, die von Einzelpraxen nicht erfüllt werden können, darf es nicht geben. Auf Drängen des Hausärzteverbandes wurde die Samstagssprechstunde als Voraussetzung für die Abrechnung der Vorhaltepauschale aus dem GVSG-Entwurf gestrichen.
Allerdings ist wichtig, dass echte Versorgerpraxen, die Hausbesuche machen und geriatrische Patienten versorgen, finanziell gestärkt werden.
Wir müssen versuchen, auch im weiteren Verfahren Einfluss auf die Ausgestaltung des GVSG zu nehmen, um möglichst gute Rahmenbedingungen für die Zukunft der hausärztlichen Versorgung zu erreichen.