„Wir haben viel geleistet“
Interview
Das Gebäude der Praxisklinik Mümmelmannsberg gehört der Alanta Gruppe, die auch die Stadtteilklinik betreibt. Geschäftsführer Dr. Guido Tuschen erklärt, wie es weitergehen könnte und welche Interessen sein Unternehmen verfolgt.
Was haben Sie vor mit dem Gebäude der Praxisklinik Mümmelmannsberg?
tuschen: Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Wir haben das Haus vor knapp zwei Jahren gekauft. Seither haben wir ein Gutachten zum Zustand der Immobilie anfertigen lassen und die Bausubstanz geprüft. Unsere Architekten haben Renovierungsvarianten durchgespielt. Nun sind wir in Gesprächen mit dem Bezirksamt, der Gesundheitsbehörde, den Miteigentümern Apotheke und Physiotherapie und mit den Ärzten, um verschiedene Möglichkeiten auszuloten: Ist es sinnvoll, das Gebäude zu sanieren? Gibt es im Stadtteil ein Grundstück für einen Neubau, in den alle Versorgungseinheiten der Praxisklinik gemeinsam einziehen können? Im Vordergrund steht hier die kontinuierliche Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung für den Stadtteil.
Haben Sie als Vermieter nicht ein starkes Interesse daran, dass die Versorgungseinheiten im derzeitigen Gebäude bleiben?
tuschen: Ja und nein. Wir haben das Gebäude erworben mit dem Ziel, es als medizinisches Angebot für den Stadtteil zu entwickeln. Allerdings sind die Rahmenbedingungen im Hinblick auf den laufenden Betrieb sehr anspruchsvoll. Daher wäre es den meisten Ärzten der Praxisklinik vermutlich am liebsten, wenn es eine alternative Gebäudelösung im Stadtteil gäbe. Uns gehört ein Teil der medizinischen Versorgungseinheiten in der Praxisklinik: die Stadtteilklinik mit 15 Betten, die psychiatrische Tagesklinik mit 30 Plätzen und ein MVZ mit sechs Fachärzten und vier Hausärzten. Auch wir hätten nichts dagegen, mit unseren Versorgungseinheiten in ein neu gebautes Zentrum umzuziehen. Das derzeitige Gebäude haben wir nur übernommen, weil der Vorbesitzer wollte, dass wir ausziehen. Dadurch war die gesamte Praxisklinik gefährdet. Mit dem Kauf des Gebäudes konnten wir den Medizinbetrieb am Standort vorerst sichern.
Was würde mit dem alten Gebäude geschehen, wenn die Versorgungseinheiten geschlossen in einen Neubau ziehen?
tuschen: Wir würden das alte Gebäude aufgeben. Wir wären bereit, es an die Stadt zu verkaufen, die in Mümmelmannsberg ja immer nach Flächen für soziale Einrichtungen sucht. Vielleicht bekommen wir gemeinsam eine Lösung hin, die für alle vorteilhaft ist.
Warum sanieren Sie das alte Gebäude nicht, damit die Praxen dauerhaft dort bleiben können?
tuschen: Eine Sanierung im laufenden Medizinbetrieb wäre sehr aufwändig und eine große Belastung für die Praxen und anderen Einrichtungen im Hause. Einige müssten vorübergehend ausziehen. Das wäre sicherlich nicht die beste Lösung.
Haben Sie denn ein Interesse daran, dass die medizinischen Einrichtungen der Praxisklinik an einem zentralen Ort konzentriert bleiben?
tuschen: Ja, daran haben wir ein maximales Interesse. Wir wollen das Bestehende erhalten und zukunftsfähig weiterentwickeln. Die interdisziplinäre und sektorenübergreifende Medizin, die wir in der Praxisklinik anbieten, ist zukunftsweisend. Junge Ärztinnen und Ärzte, mit denen wir sprechen, sagen: „Wir wollen einen kollegialen Austausch.“ Sie suchen genau nach solchen interdisziplinären Konzepten, wie sie bei uns praktiziert werden. Ich glaube, auch die Stadt, die Gesundheitsbehörde und die KV sind sich einig: Eine Zersplitterung der Struktur darf es nicht geben.
War Ihnen klar, dass Sie sich die Verantwortung für die Versorgung eines ganzen Stadtteils aufladen, als Sie die Praxisklinik Mümmelmannsberg übernommen haben?
tuschen: Ja. Es war eigentlich total wahnsinnig, sich auf so etwas einzulassen. Doch ich finde, wir haben viel geleistet in den vergangenen zehn Jahren, seit wir die somatische Klinik übernommen haben. Wir haben die Versorgung hier stabilisiert und angestellte Vertragsärzte sowie eine Praxis ins beziehungsweise ans Gebäude geholt – in einem schwierigen Umfeld. Es gibt fast keine Privatpatienten, die Kommunikation mit den Patienten ist aufwändig. Angesichts der sozialen Bedeutung und des strukturellen Gewichts wäre das Gesundheitszentrum meines Erachtens in einer Immobilie der Stadt am besten aufgehoben. Es geht ja nicht nur um die nächsten Jahre. Es geht eigentlich um die Frage, wie Mümmelmansberg in den Jahren 2030 plus versorgt wird.