6/2023 6/2023

AWO eröffnet „Gesundheitstreff“ in Osdorf

Lokales Gesundheitszentrum bietet medizinische Versorgung und soziale Beratung unter einem Dach

Unter dem Namen „AWO Gesundheitstreff“ hat die AWO Hamburg am Osdorfer Born ein lokales Gesundheitszentrum eröffnet. Damit soll die medizinische Versorgung vor Ort mit einer gesundheitlichen und sozialen Beratung verknüpft werden.

Eine hausärztliche Praxis, eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychologie sowie Gesundheits- und Sozialberater:innen der AWO kooperieren im neuen Gesundheitstreff. Durch die Zusammenarbeit sollen der Zugang zu Gesundheitsleistungen verbessert und Überleitungsprozesse vereinfacht werden.

Niedrigschwellige Beratungsangebote

„Für den Stadtteil ist der Gesundheitskiosk aus Sicht unseres Ärzteteams eine große Bereicherung“, sagt Allgemeinmedizinerin Dr. med. Jurka Lienemann. „Wir sind eine kooperierende Praxis, was uns formell in die Lage versetzt, interdisziplinär auf schnellem Wege durch Abstimmung innerhalb des Kiosk für Patientinnen und Patienten mit schwächeren sozioökonomischen Ressourcen Lösungen zu erarbeiten, die positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.“

Zu diesem Zweck seien gemeinsame Fallbesprechungen geplant. Eine Integration in ortsansässige soziale Angebote, die sonst vielleicht nicht erreicht würde, werde durch das Projekt erleichtert. Lienemann betont, dass der Gesundheitstreff kein exklusives Projekt für die im selben Haus befindlichen Praxen ist. „Es steht allen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen offen, teilzunehmen, sich einzubringen mit Angeboten oder auch die Niedrigschwelligkeit des Angebotes für die Patientinnen und Patienten zu nutzen.“

Zu den niedrigschwelligen Beratungsangeboten im „AWO Gesundheitstreff“ gehören beispielsweise die Ernährungsberatung bei Diabetes, die Beantragung von ambulanten Pflegeleistungen, das Vor- und Nachbereiten von Arztgesprächen oder Erklärungen und Hinweise zur verordneten Behandlung. Damit sollen auch die niedergelassenen Ärzte in den Stadtteilen entlastet werden.

Unmittelbar neben dem „Gesundheitstreff“ liegt die Praxis von Dr. Meike Nitschke-Janssen, einer Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung in der sozialpsychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen aus Familien in besonders belasteten Lebenslagen hat sich der Wunsch entwickelt, unsere Tätigkeit in einen strukturellen Gesamtzusammenhang mit anderen relevanten Fachdisziplinen rund um die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen aus prekären Verhältnissen zu stellen“, so Nitschke-Janssen. „Auf der Suche nach einer solchen Konstellation habe ich das Förderkonzept für Lokale Gesundheitszentren der Sozialbehörde aus dem Jahr 2019 kennengelernt.“

Höhere Krankheitslast

Einrichtung und Betrieb des Gesundheitstreffs sei speziell an diesem Standort sinnvoll: „Die Stadtteile Lurup und Osdorf weisen einen besonders hohen Anteil Minderjähriger auf“, sagt Nitschke-Janssen. Zudem bestehe ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen familiärem Wohlstand und Erkrankungsraten – nicht nur von Kindern und Jugendlichen. „In der Region des Osdorfer Borns leben Menschen mit geringem bis sehr geringem Einkommen, was mit einer höheren Krankheitslast assoziiert ist. Da das Aufsuchen von Gesundheitsdienstleistungen zu einem hohen Anteil regional-kleinräumig und in der unmittelbaren Nachbarschaft erfolgt, ist eine entsprechend Gesundheitsverhalten initiierende Struktur gerade in Stadtteilen mit niedrigem Einkommen und gleichzeitig immenser Bevölkerungsdichte essenziell“, so Nitschke-Janssen. „Das Gesundheitszentrum wird der Tatsache gerecht, dass sich Gesundheitsversorgung nicht immer gemessen an den medizinisch-gesundheitlichen Notwendigkeiten organisiert.“

Das neue Angebot wird von der Hamburger Sozialbehörde und dem Bezirk Altona zunächst für die Dauer von drei Jahren finanziert.

Das Institut und die Poliklinik für Allgemeinmedizin (IPA) am UKE begleitet den Aufbau des neuen Gesundheitstreffs, berät zur Zusammenarbeit und zur Fortbildung der Beratungskräfte. Die Robert Bosch Stiftung lässt im Rahmen des Programms „PORT – Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung“ die Arbeit des neuen AWO Gesundheitstreffs begleitend auswerten.

AWO Gesundheitstreff Osdorf
Kroonhorst 9 c/d
22549 Hamburg
Tel: 040 / 30 03 67 64
gesundheitstreff-osdorf@awo-hamburg.de