3/2023 3/2023

Was sind Ihre wesentlichen politischen Ziele für die aktuelle Amtsperiode?

Nachgefragt

Versorgung zukunftsfähig machen

  • Wir setzen uns für eine gerechte Vergütung durch die Entbudgetierung im gesamten hausärztlichen Versorgungsbereich ein, um Praxisschließungen zu verhindern.

  • Wir wollen die Attraktivität der Niederlassung steigern und junge Menschen für die Allgemeinmedizin und Pädiatrie begeistern. Um das zu erreichen, müssen wir moderne Arbeitsmodelle ausgestalten.

  • Dem schon seit Jahren abgenutzten Begriff des Bürokratieabbaus müssen wir Konkretes entgegensetzen: Digitalisierung, die funktioniert und die Arbeitsabläufe vereinfacht.

  • Bei allen berufspolitischen Entscheidungen ist zu berücksichtigen, dass es für die Spezies Mensch bald zu warm auf dieser Erde werden wird. Deshalb brauchen wir eine nachhaltige und klimafreundliche Ausrichtung des Gesundheitssystems.

  • Zu einem Thema gibt es bereits Signale aus Berlin: Wir brauchen Maßnahmen gegen den Angriff auf die Freiberuflichkeit durch Privat Equity Investoren.

  • Nun, nach dem Ende der Pandemie, wünsche ich mir die Rückkehr zur Normalität in einer starken Selbstverwaltung. Denn wir haben bewusst einen freien Beruf gewählt, also sollen wir diesen auch eigenständig gestalten.

Gemeinsam für volle Bezahlung kämpfen

Als Sprecher unseres Fachausschusses will ich die Interessen der Fachärztinnen und Fachärzte vertreten und gemeinsam mit den Hausärztinnen und Hausärzten Lösungen finden, damit wir uns mit vereinten Kräften gegen die Zumutungen der Bundesgesundheitspolitik wehren können. Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass unsere hochwertige Leistung auch zu 100 Prozent bezahlt wird. Wir möchten die Patienten behandeln und für ihr Wohlergehen sorgen, ohne überbordende Bürokratie und inakzeptable Telematik-Infrastruktur. Die KV und die TI sollten unsere Arbeit unterstützen und nicht erschweren.
Das Wesentliche für mich ist die Transparenz von Entscheidungen und die Einbeziehung aller Beteiligten in die Abläufe der KV. Selbstverwaltung heißt für mich, dass wir als Ärztinnen und Ärzte die KV als Partner sehen, uns engagieren und mitentscheiden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Gremienmitgliedern und dem Vorstandsteam der KV!

Hohe Behandlungsqualität erhalten

Unsere zentralen Ziele sind der Erhalt der hohen Qualität der Psychotherapie und der Erhalt sicherer Rahmenbedingungen für die Therapie, also der Schutz der bisherigen Stundenkontingente. Wir haben bereits bürokratiearme, funktionsfähige Qualitätssicherungsinstrumente und brauchen kein neues teures und hochbürokratisches QS-System, das die psychotherapeutische Qualität eher gefährdet.

Eine Nachvergütung von psychotherapeutischen Leistungen nach Gerichtsurteilen schafft für uns keine Sicherheit in der Planbarkeit. Wir wollen nicht immer klagen müssen, bevor wir mit jahrelanger Verzögerung unser uns rechtlich minimal zustehendes Honorar bekommen. Zusätzlich setzen wir uns dafür ein, dass künftig alle Leistungen extrabudgetär vergütet werden. Zudem wollen wir die Arbeitsbedingungen für die zunehmende Anzahl angestellter Psychotherapeuten verbessern.

Wir begrüßen den Antrag auf Satzungsänderung seitens der Vertreterversammlung – von einem auf zwei stellvertretende Vorsitzende der Vertreterversammlung – zugunsten der Psychotherapeuten, da wir in der KV unterrepräsentiert sind.

Mehr Wertschätzung für Angestellte

Angestellte Ärztinnen und Ärzte stellen einen immer größeren Anteil der ambulanten Versorgung in unserer Stadt sicher. Es braucht in der KV mehr Wahrnehmung und Wertschätzung für ihre hohe Leistungsbereitschaft und ihre Kompetenz. Wir alle sind KV und organisieren in Selbstverwaltung die Zukunft ärztlicher Tätigkeit. Dafür braucht es eine von allen besser verstandene und akzeptierte KV. Sie steht bei der Sicherstellung der ambulanten Versorgung in den kommenden Jahren vor besonderen Herausforderungen durch die altersbedingt zunehmende Morbidität bei einem zugleich erwartbaren Ärzte- und MFA-Mangel durch Flucht aus einem budgetierten, bedarfsgeplanten, überbürokratisierten und ungenügend digitalisierten Gesundheitswesen. Übernahme ambulanter Versorgung durch rein renditeinteressierte Finanzjongleure bedroht den Kern ärztlicher Arbeit in unserem freien Beruf. Intern dialogbereit, transparent und mit Akzeptanz für sich ändernde Lebensmodelle wird die KV nach außen stark und geschlossen unsere gemeinsamen ärztlichen Interessen vertreten können.