Leserbrief
Zu "Mind the science" – Kolumne von Dr. Christine Löber, KVH-Journal 7-8/2025, S. 23
Das ist nur ein möglicher Blick auf die Welt
Sicher kann man viel Kritisches über den amerikanischen Gesundheitsminister sagen, und auch ansonsten kann ich Ihnen in einigen Punkten zustimmen. Bezüglich der "allwissenden Pseudowissenschaften" hätte ich mir allerdings mehr Differenziertheit gewünscht. Wer keine transzendenten Erfahrungen kennt, schätzt die Spiritualität nicht.
Der wissenschaftliche Blick ist nur ein Blick auf die Welt. Es gibt Gründe dafür, warum Menschen die Homöopathie schätzen oder zu Anti-Vaxxern werden. Denn es gibt beispielsweise Impfschäden, die dann bedeuten, dass Eltern zu Pflegekräften werden (Darstellung eines Fallbeispiels im GEO 3/2019).
Das sind sicher tragische Einzelfälle, dennoch haben diese Menschen keine Lobby und erleben sich als nicht ernst genommen – oft sogar im Gegenteil – und von unserer wissenschaftlichen Sicht auf die Welt mit Arroganz behandelt.
Diese Menschen fallen durch die sozialen Raster und erleben sich allein gelassen, suchen dann andere Wege der Heilung, insbesondere dann, wenn sie einen gesundheitlichen Schaden durch die moderne, wissenschaftliche Medizin erlitten haben. Wir sollten uns die Mühe machen, nicht nur Science zu kommunizieren, sondern auch uns bemühen zu verstehen, aus welchen Gründen jemand andere Methoden schätzt.
Ansonsten tragen wir lediglich zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft bei und erheben uns in wissenschaftlicher Anmaßung über andere.
Dipl.-Psych. Kristin Weigel, Psychologische Psychotherapeutin in Bahrenfeld