5/2023 5/2023

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Editorial

Studien belegen, dass mindestens 50 Prozent der Personen, die selbständig eine Krankenhaus-Notaufnahme aufsuchen, im ambulanten Bereich versorgt gehören. Die Einschätzung, ob sie ein „Notfall“ sind, bleibt den Patientinnen und Patienten nach der aktuellen Gesetzeslage jedoch selbst überlassen.

Eine passgenauere und wirtschaftlichere Patientensteuerung kann nur gelingen, wenn eine Notfalleinrichtung nur noch mit Zugangsberechtigung (z.B. mit einem digitalen Code) aufgesucht werden kann: Diese bekommen Patientinnen und Patienten nach medizinischer Ersteinschätzung ausschließlich im Bedarfsfall über die 116117. Dafür braucht es eine entsprechende gesetzliche Regelung.

Die Regierungskommission des Bundesgesundheitsministeriums will die Patientensteuerung alleinig über ein attraktives Leistungsangebot und gute Erreichbarkeit sicherstellen. Das geht definitiv nicht weit genug.

Wie bisher, nur bei deutlich mehr Patientinnen und Patienten, würden die medizinischen Fachkräfte der 116117 eine medizinische Ersteinschätzung vornehmen, um anhand strukturierter Fragen zu klären, wie hoch die Versorgungsdringlichkeit ist und wo bzw. wie die Patientin, der Patient am besten versorgt werden kann. Angebote der 116117 wie die ärztliche telefonische, bzw. telemedizinische Beratung, Terminvermittlung zu Haus- und Facharztpraxen während der regulären Praxis-Öffnungszeiten, außerhalb der Praxisöffnungszeiten Weiterleitung an die Notfallpraxis im INZ oder, wenn nicht vorhanden, die Notaufnahme des Krankenhauses sowie bei immobilen Patientinnen und Patienten ein baldiger Hausbesuch durch den Ärztlichen Bereitschaftsdienst bieten Patientinnen und Patienten für jede Situation die passende Lösung.

Voraussetzung für eine Umsetzung des Konzepts wäre, dass die 116117 als zentrale Anlaufstelle und „Gate-Keeper“-Institution immer verlässlich erreichbar und gut ausgestattet wäre. Entsprechende Strukturen sind als Teil der Daseinsfürsorge zu finanzieren. Unterm Strich würde das Gesundheitssystem durch die Vermeidung von Fehlallokationen sehr viel Geld sparen – und könnte den Patientinnen und Patienten eine bessere Versorgung und mehr Service anbieten sowie gleichzeitig die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung weiterentwickeln.

Caroline Roos,
stellvertretende Vorsitzende der KV Hamburg

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