5/2022 5/2022

Liebe Leserin, liebe Leser!

Editorial

Immer mehr Praxen werden von profitorientierten Unternehmen oder Investoren übernommen. Die Politik sollte endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um diese Entwicklung zu stoppen. Wir müssen uns in einer gemeinsamen Anstrengung dafür einsetzen, dass Praxen und MVZ dem ärztlichen und psychotherapeutischen Berufsethos verpflichtet bleiben. Die Gelder des solidarischen Gesundheitssystems werden in der Versorgung benötigt – und sollten nicht in die Taschen von Finanzinvestoren abfließen.

Eine von der KV Bayerns in Auftrag gegebene Studie des IGES-Instituts hat gerade gezeigt, dass die abgerechneten Honorarvolumina in investorengetragenen MVZ deutlich über denen in anderen MZV liegen. Außerdem nehme die Zahl der investorengetragenen MVZ weiterhin dynamisch zu. Dazu heißt es im IGES-Gutachten wörtlich: "Das vom Gesetzgeber angestrebte Ziel, den Zugang von Finanzinvestoren in die ambulante vertragsärztliche Versorgung wirksam zu begrenzen, wird klar verfehlt."

Praxen und MVZ sollten in der Hand von Vertragsärztinnen und Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeutinnen und Vertragspsychotherapeuten bleiben – oder anderweitig dem Gemeinwohl verpflichtet werden, beispielsweise durch eine Rechtsform als gemeinnützige GmbH.

Praxen und MVZ, die bereits von Investoren geführt werden, müssen ihre Besitzverhältnisse transparent machen. Hierfür brauchen wir ein verpflichtendes Transparenzregister. Außerdem sollte auf dem Praxisschild ausgewiesen sein, wem eine Versorgungseinheit gehört. Die Patientinnen und Patienten, aber auch die überweisenden Ärztinnen und Ärzte haben ein Recht darauf zu erfahren, mit welcher Art von Praxis oder Versorgungszentrum sie es zu tun haben.

Ihre Caroline Roos
stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Hamburg

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