2/2023 2/2023

Alles richtig, was Bernd Hontschik da schreibt. Es braucht eine Kurskorrektur, um das solidarische Gesundheitswesen zu sichern. Aber es braucht noch mehr! Die Medaille hat noch eine zweite Seite und das sind die Ärztinnen und Ärzte. Work-Life-balance oder besser Life-Work-Balance bestimmt immer mehr, wo und wie junge Kolleg:innen arbeiten! Wir Älteren, die täglich zehn Stunden in der Praxis sind, oft auch am Wochenende für Patient:innen erreichbar, sind doch eine aussterbende Zunft! Anstellungsverträge von acht oder zehn Stunden pro Woche sind heute keine Seltenheit. Solche Verträge können nun mal fast nur MVZ´s bieten. Das Aussterben der Landarztpraxen macht dieses Problem nur zu deutlich. Der Arztberuf darf nicht zum Job verkümmern! Vielleicht ist auch das Auswahlverfahren zur Studienzulassung schon der falsche Weg. Eine 1 im Abi besagt noch gar nichts über die empathischen Fähigkeiten eines Kandidaten, einer Kandidatin. Für seinen Beruf muss man brennen! Vielleicht braucht es davon wieder mehr. Nur wenn wir Kolleg:innen haben, die eben nicht nach Stechuhr arbeiten, wird ein solidarisches Gesundheitswesen aufrecht zu halten sein!

Dr. Thomas Gent,
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Volksdorf, seit 1993 niedergelassen