12/2023 12/2023

Kinderärztlicher Notdienst: KV Hamburg startet Videosprechstunde

Pilotprojekt für die pädiatrische Versorgung außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten

Um den Arztruf Hamburg zu entlasten, hat die KV Hamburg ein Pilotprojekt zum Kindernotdienst per Videosprechstunde eingeführt. Das Projekt soll zunächst von Anfang November bis Ende März laufen. Danach werden wir auswerten, wie die Videosprechstunde angenommen wird und ob sie die Notdienst-Angebote sinnvoll ergänzen kann.

Die kinderärztliche Versorgung in Hamburg steht schon seit einiger Zeit unter Druck. Der Arztruf Hamburg wird stark von Eltern mit kranken Kindern in Anspruch genommen: Die Notfallpraxis am Kinderkrankenhaus Wilhelmstift kommt immer wieder an ihre Kapazitätsgrenze. Und im fahrenden Notfalldienst steigt der Anteil der pädiatrischen Fälle, derzeit macht er etwa 12 Prozent aus. Sich über eine Entlastung der Strukturen Gedanken zu machen, ist unumgänglich.

Die KV Nordrhein hat im vergangenen Jahr während der Infekt-Saison einen Kindernotdienst per Videosprechstunde eingerichtet und damit gute Erfahrungen gemacht.
Fast die Hälfte der pädiatrischen Fälle im Notdienst konnten in der Videosprechstunde abschließend erledigt werden.
Die Eltern mussten mit ihren Kindern also im Anschluss an die Videosprechstunde nicht noch eine Notfallpraxis oder ein Krankenhaus zur weiteren Behandlung aufsuchen.

Auf dem Konzept der KV Nordrhein baut das Hamburger Projekt auf. Eltern, die medizinische Hilfe für ihre Kinder benötigen, rufen zunächst wie gewohnt bei der Arztruf-Hamburg-Nummer 116117 an.

Dort wird mit Hilfe der Computersoftware SmED eine strukturierte Ersteinschätzung zur Versorgungsebene vorgenommen. Wenn der Fall für eine Videosprechstunde geeignet ist, bekommt die diensthabende Video-Ärztin oder der diensthabende Video-Arzt über unsere KVH-App eine Anfrage. Nach der Bestätigung erhalten die Eltern einen Link, über den die Verbindung aufgebaut wird.
Die Eltern benötigen keine spezielle Software – lediglich eine E-Mail-Adresse und einen Computer mit Kamera und Ton.

Die Ärztin oder der Arzt führt die Videosprechstunden in der Regel in den eigenen Praxisräumen durch. Etwa 80 Prozent der pädiatrischen Praxen in Hamburg sind dafür technisch ausgestattet. Eine Videosprechstunden-Schicht dauert drei Stunden.

In einigen Fällen wird die Kinderärztin oder der Kinderarzt sicherlich sagen: Das ist per Video-Diagnostik nicht zu klären. Wir haben vereinbart, dass die Ärztin oder der Arzt dann persönlich in der Notfallpraxis anruft und das Kind zur Untersuchung ankündigt, damit die Eltern sich nicht ganz hinten in der Warteschlange anstellen müssen.

Ein Rezept auszustellen, ist im Rahmen der Videosprechstunde nicht möglich. Deshalb muss das Kind auch an eine Notfallpraxis weitervermittelt werden, wenn es Medikamente benötigt.

Trotz dieser Einschränkungen kann der Kindernotdienst per Videosprechstunde eine Bereicherung darstellen. Die meisten Ärztinnen und Ärzte, die Schichten im Notdienst übernehmen, sind Allgemeinmediziner. Wenn sie Kinder behandeln und die fachliche Expertise von Pädiatern benötigen, können sie an die kinderärztliche Notfallpraxis weitervermitteln.
Nun gibt es die Möglichkeit, zuvor mit der pädiatrischen Videosprechstunde ein deutlich niedrigschwelligeres Angebot für die Versorgung von Kindern zu nutzen.

Angebotszeiten

Die pädiatrischen Videosprechstunden im Notdienst werden fast analog zu den Öffnungszeiten der Notfallpraxen angeboten:
Mittwoch und Freitag jeweils 17 bis 20 Uhr
Samstag und Sonntag/Feiertag jeweils 14 bis 20 Uhr

CARMEN REHBOCK
ist Leiterin Notfallpraxen der KV Hamburg