10/2022 10/2022

Liebe Leserin, lieber Leser!

Editorial

Beim Gezerre um die Neupatientenregelung geht es nicht um einen finanziellen Bonus für Ärztinnen und Ärzte, sondern um die Forderung, dass Leistungen ohne Zwangsrabatt bezahlt werden – wie dies ja auch bei allen anderen Berufen üblich ist.

Es ist richtig, gegen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach laut und vernehmlich zu protestieren: Wer so schamlos versucht, in die Schatulle der Ärztinnen und Ärzte zu greifen, wird dies je nach Kassenlage immer wieder tun. Hier muss eine rote Linie gezogen werden.

Die Hamburger Praxen haben viel geleistet: Seit Einführung der Neupatientenregelung bis Ende 2021 stieg die Versorgung von Neupatienten um 19 Prozent. Insgesamt wurden 4 Prozent mehr Fälle angesetzt. Gerade in den sozial schwächeren Stadtteilen haben die Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für eine Zunahme der Versorgungskapazitäten gesorgt. Die Praxen haben investiert, neue Strukturen geschaffen und Personal eingestellt.

Doch das funktioniert nicht nach dem Hahn-auf-Hahn-zu-Prinzip: Versorgung kann nicht schnell mal abgerufen und dann kurzerhand wieder stillgelegt werden. Statt hastige Flickschusterei auf Kosten der KV-Mitglieder zu betreiben, sollte Karl Lauterbach tragfähige Konzepte für die Einnahmeseite entwickeln – damit das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eine Chance bekommt, seinem Namen gerecht zu werden.

John Afful,
Vorsitzender der KV Hamburg

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