Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung
Von Andreas Münzer
Tausende Menschen in Hamburg haben keinen Zugang zur Regelversorgung. Das Medibüro vermittelt solche Patien:innen an ein Netzwerk von etwa 190 Arztpraxen. Der Bedarf ist groß, weitere Unterstützung wird gesucht.
Das Medibüro setzt sich für die gesundheitliche Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung ein. Die Patientinnen und Patienten kommen in die Beratung und werden an kooperierende Ärzte weiterverwiesen. Ich habe schon als Medizinstudent in der Beratung gearbeitet. Heute bin ich als Facharzt in einer Praxis angestellt, die seit vielen Jahren mit dem Medibüro kooperiert, und versorge dort auch Menschen ohne Versicherung.
In Hamburg gibt es etwa 190 Arztpraxen, die zu einem vergünstigten Satz oder gegen gespendetes Honorar mit dem Medibüro zusammenarbeiten. Derzeit sind wir auf der Suche nach weiteren Ärztinnen und Ärzten, die sich engagieren wollen.
Schätzungen zufolge leben mindestens 22.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Hamburg. Viele von ihnen arbeiten auf dem Bau oder im Hafen. Die Frauen sind oft im Reinigungssektor tätig.
Obwohl sie faktisch ein Teil unserer Stadt und unseres Wirtschaftssystems sind, haben sie keinen Zugang zur Regelversorgung.
Ins Medibüro kommen diese Personen beispielsweise mit Frakturen, Traumata oder kardiovaskulären Erkrankungen. Aber auch fortgeschrittene Gonarthrosen, Zahnschmerzen oder ein neu aufgetretener Diabetes, welcher eingestellt werden muss, und ebenso neurologische Krankheitsbilder wie Epilepsie gehören zu den Gründen für eine Vorstellung in der Beratung. Manchmal kommen Menschen erst, wenn sie so eingeschränkt sind, dass sie nicht mehr arbeiten können. Viele der Frauen stellen sich mit Schwangerschaften vor.
Die Zusammensetzung der Nationalitäten hat sich über die Jahre hinweg immer wieder verändert. Derzeit stammt ein Großteil der Patientinnen und Patienten aus Ghana, dem Senegal, Ecuador oder Kolumbien. Wir sehen aber auch Roma aus Serbien sowie EU-Ausländer und Deutsche, die aus verschiedensten Gründen keine Versicherung haben.
Die Patientinnen und Patienten werden vom Medibüro nicht nur an Arztpraxen, sondern auch an Psychotherapeutinnen, Physiotherapeuten, Hebammen verwiesen.
Besonders schwer ist es, stationäre Behandlungen zu organisieren. Manchmal ist dies bei elektiven Behandlungen möglich. Dann kann zu einem im vorweg ausgehandelten Preis eine stationäre Versorgung vereinbart werden.
Regelmäßig kommen Menschen ins Medibüro, die nach einem stationären Aufenthalt vom Krankenhaus eine Rechnung über mehrere Tausend Euro bekommen haben. Für Personen, die ohnehin in prekären Verhältnissen leben, kann eine solche Krankenhaus-Rechnung existenzbedrohende Konsequenzen haben. Die Ehrenamtlichen des Medibüros versuchen dann, mit dem Krankenhaus eine Ratenzahlung oder einen Preisnachlass auszuhandeln.
Die Patientinnen und Patienten kommen dann immer wieder, um kleinere Beträge in bar zu überbringen. Grundsätzlich können Rechnungen, die im Nachhinein an das Medibüro gerichtet werden, nicht beglichen werden.
SPENDEN & MITARBEIT
Das Medibüro finanziert sich durch Spenden. Wir freuen uns, wenn Sie das Projekt finanziell unterstützen.
Spendenkonto: Hamburger AK Asyl e.V.
Stichwort: Medizinische Flüchtlingshilfe
IBAN: DE05 4306 0967 1344 0013 00
GLS Bank
Wenn Sie erwägen, sich an der Versorgung zu beteiligen, können gerne mit dem Medibüro Kontakt aufnehmen, um weitere Informationen zugeschickt zu bekommen oder unverbindlich mit den Ehrenamtlichen über denkbare Modalitäten der Zusammenarbeit zu sprechen. Es gibt unterschiedliche Abrechnungsmöglichkeiten. Auch die Versorgungsfrequenz ist nicht festgelegt – einige Praxen sind sehr intensiv dabei, andere übernehmen einmal im Halbjahr eine Patientin. Das Engagement kann also an die jeweiligen Gegebenheiten und Kapazitäten angepasst werden.
Kontakt: info-medibuero-hamburg@systemli.org
ANDREAS MÜNZER,
Facharzt für Allgemeinmedizin in Hamburg-Mitte